Nadine Drexler

27. Juli 2022

Wie du zu echtem Selbstbewusstsein (zurück)findest

... und der Unterschied zwischen echtem & künstlichem Selbstbewusstsein

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Viele Frauen berichten mir, dass sie sich normalerweise selbstbewusst fühlen und sich z.B. im Job gut durchsetzen können - sobald es aber um einen selbstbewussten, reifen Mann geht, mit dem sie in einer Art Liebesbeziehung (Affäre, Freundschaft+, Kennenlernphase, etc.) stecken, das Gefühl haben, ihr Selbstbewusstsein ab einem bestimmten Punkt zu verlieren. Die ersten Dates mögen noch sehr ausgeglichen und auf Augenhöhe sein, doch ab einem bestimmten Punkt haben sie das Gefühl, irgendwie "einzubrechen". Warum ist das so? Was ist da passiert? Und noch viel wichtiger: Wie kann man dem vorbeugen und immer wieder in sein eigenes und echtes Selbstbewusstsein zurückfinden und sich dadurch wohl und "sicher" fühlen?

Fehlendes Selbstbewusstsein basiert meist darauf, dass man a) verstärkt darauf schaut, was andere über einen denken und b) versucht, jemand sein zu wollen, der man im Kern eigentlich gar nicht ist. Es setzt also genau dann ein, wenn du dich von dir und deinem Kern entfernst, sprich wenn es dir wichtiger ist, was der/die andere denkt als was du über dich selbst denkst und wie du dich mit dir selbst fühlst. Hauptsache der/die andere verlässt dich unter keinen Umständen, egal, was du dafür tun (oder aufgeben) musst. Es ist also wichtiger, dass die andere Person dich mag als dass du dich selbst magst. Oft aber noch fataler: Du glaubst, dich (und dein Leben) erst mögen zu können, wenn z.B. er (der Mann deiner Begierde) dich mag, als sei dein Wohlbefinden unabhängig davon, wer du bist und abhängig davon, was er in dir sieht. Heftig, oder? Meist steckt jedoch genau das dahinter.

Das Selbstbewusstsein der Frau schwindet oft dann, wenn sie glaubt, Dinge für ihn tun zu müssen, obwohl das gegen ihre Werte verstößt. Nicht selten wird auch das Thema Weiterentwicklung in Mann-Frau-Beziehungen missverstanden oder falsch angewendet: "Ich tue das nur, damit er sich für mich entscheidet, egal, was das für mich bedeutet." Aber das ist es eben nicht: Du tust dies, um echte Empathie dem anderen gegenüber entwickeln zu können, da du die Unterschiede zwischen Mann und Frau verstehst und deswegen gelassener und geduldiger mit der Thematik umgehen kannst - du tust es für deinen inneren Frieden und für ein harmonisches zwischenmenschliches miteinander. Das bedeutet aber ganz gewiss nicht, deine Werte zu übergehen. Es bedeutet, deine Erwartungen zu überdenken und zu schauen, ob diese ggf. utopisch und unrealistisch sind. Es bedeutet, alte Wunden zu heilen und das eigene Handeln zu überprüfen: resultiert dieses aus einer Stärke oder Schwäche heraus, ggf. aus einem Kampf- oder Fluchtmodus heraus? Sich dessen bwusst zu sein und sich diesem Weiterentwicklungsprozess anzunehmen ist ebenfalls Selbstbewusstsein - wir alle haben unsere "Schattenthemen". Wirklich selbstbewusst zu sein bedeutet eben auch, zu wissen, dass man nicht perfekt ist und sich trotzdem (oder gerade deshalb) anzunehmen und zu mögen - Selbstbewusstsein ist eng verwoben mit dem Thema Selbstliebe.

Zusammenfassend kann man daher im ersten Schritt sagen:

Wir lieben uns immer dann nicht, wenn wir auf die Wirkung schauen "Wie komme ich an?" anstatt auf das "Wie wirke ich auf mich selbst?"

Was heißt es also im Umkehrschluss selbstbewusst zu sein?

Selbstbewusstsein heißt, dass du dir deiner selbst bewusst bist und es oberste Prio hat, dir selbst treu zu bleiben. Und zwar DIR, so wie du wirklich bist (aber ohne deine antrainierten Impulshandlungen, deiner Ängste und Unsicherheiten).

Da es oft verwechselt wird: Selbstbewusstsein heißt nicht zu glauben (wie oben bereits angerissen), dass man perfekt ist, gerne im Mittelpunkt steht und dabei von allen geliebt wird. Selbstbewusstsein hat viele Gesichter - denn es ist so individuell wie unser Fingerabdruck. Es kann daher genauso gut Zurückhaltung und Introversion (introvertiert sein) heißen. Denn Intro- oder Extroversion sind lediglich zwei gegensätzliche Persönlichkeitseigenschaften und zeigen, wie jemand mit seiner Umwelt interagiert. Du kannst auch beide Teile in dir tragen. Introvertierte Menschen haben andere Bedürfnisse als extrovertierte und es ist Teil des eigenen Selbstbewusstseins, zu erkennen, wer und wie du bist und welche Bedürfnisse du in dir trägst. Das gilt es nicht zu verändern, sondern als Teil deines Wesens anzunehmen. Sich selbst anzunehmen, wie man ist, anstatt ständig an sich herumschrauben zu wollen (Weiterentwicklung ja, am eigenen Kern herumschrauben nein. Weiterentwicklung ist dafür da, deinen wahren Kern zum Vorschein zu bringen und antrainierte undienliche Verhaltensweisen zu hinterfragen und auszutauschen, indem du alte Wunden heilst und zu echter Empathie findest). Es geht also darum, sein Leben so zu gestalten, dass die eigenen Bedürfnisse ihren Platz finden. Bedeutet also, dass du nicht etwa auf einmal versuchst, IHM zu gefallen, es ihm rechtzumachen, und auf einmal Dinge tust, die du gar nicht magst, nur weil du festgestellt hast, dass er sie mag. Oder allzeit bereitzustehen, obwohl sich das für dich nicht gut anfühlt. Ja zu sagen, weil du befürchtest, dass auf dein Nein seine Ablehnung folgen könnte. Oder weil er andere Eigenschaften mitbringt als du und du glaubst, genauso sein zu müssen (dich ihm anzupassen) , damit es zwische euch passt und er genau dies erkennt und sich somit für dich entscheidet. Wichtig: Man darf unterschiedlich sein und genau das macht eine Verbindung doch auch aus, allein Mann und Frau sind schon von grundauf verschieden und genau das gefällt uns so am anderen Geschlecht (siehe auch: Warum sich ein männlicher Mann von einer weiblichen Frau angezogen fühlt). Du musst dich ihm also nicht anpassen (egal auf welcher Ebene) oder dich verbiegen - denn genau das ist das, was dich unauthentisch werden lässt, und das spürst du und er ebenfalls. Also für welchen Preis verbiegst du dich? Das ist eine Illusion, die in deinem Kopf herumschwirrt und ziemlich viel Platz einnimmt: Erst, wenn ich ihm beweise, dass ich so oder so bin, dann wird er mich liebenswert finden, mich mögen oder gar in mir echtes Zukunftspotenzial sehen. Und genau an diesem Punkt entsteht oft ein schmerzlicher Bruch innerhalb der Verbindung: Er zieht sich immer mehr zurück und du gerätst in eine (latente) Kämpferposition - Schieflage bei euch, keine Spur von Genuss, Leichtigkeit, Spiel und Spaß. Für euch beide.

Selbstbewusstsein bedeutet also, (immer wieder) zu erkennen, wer man wahrhaftig ist und nach welchen Werten man leben möchte. Es bedeutet, sein eigenes Leben danach auszurichten, unabhängig davon, was andere dazu sagen, davon halten oder wie sie darauf reagieren könnten.

Und noch was:

Du musst dich ihm und seinen Leidenschaften nicht anpassen, damit er sich für dich entscheidet.

Im Gegenteil: Es ist besonders wichtig, DU selbst zu bleiben, ein Individuum mit deinen eigenen Stärken, Schwächen, Freuden und Leidenschaften. Bleibe bei deinen eigenen Ansprüchen - ans Leben und auch an eine Mann-Frau-Verbindung (schaue dazu auch in den Wie-Du-Ansprüche-Stellst-Text, ich verlinke ihn dir unten). Er darf sich dir hier gerne immer wieder anpassen und sich die Mühe machen, deinen Ansprüchen gerecht zu werden und deinen Leidenschaften zu folgen - und nicht andersrum. Für wen das jetzt unfair oder egoistisch klingt, der sollte sich noch einmal mit anderen Texten auf diesem Blog beschäftigen, dann sollte recht schnell klar werden, dass das nicht unfair, sondern genau das ist, was in einer Mann-Frau-Beziehung beide brauchen, damit sie harmonisch und ausgeglichen ist.

Der Unterschied zwischen echtem und künstlichen Selbstbewusstsein

Wir wollen nochmal einen kleinen Exkurs zum Thema künstliches Selbstbewusstsein machen, denn es wird oft mit dem echten verwechselt. Besonders wichtig auch für dich und der Partnerwahl: Schau dir den Mann ganz genau an: Besitzt er echtes oder künstliches Selbstbewusstsein? Letzteres bringt dich einer langfristig bereichernden Partnerschaft nämlich nicht näher, und da wollen wir ja hin.

Künstlich erschaffenes Selbstbewusstsein ist sehr laut, es zeigt stets nach außen, wie toll man ist, was man alles leistet usw. Oftmals erheben sich solche Menschen über andere, um sich dadurch noch besser zu fühlen. Klar, dass ein Mensch, der wirklich selbstbewusst ist, so etwas gar nicht nötig hat. Warum tun das viele Menschen? Weil echtes Selbstbewusstsein innere Arbeit bedeutet, das Auseinandersetzen mit sich selbst - und das ist sehr mühselig. Um das zu umgehen und einfach weiterhin im Außen zu leben, erschaffen sich solche Menschen dieses Gefühl "ich bin etwas wert" einfach künstlich, um andere entweder zu erniedrigen oder aber die Anerkennung aus dem Außen einzufordern - sie versuchen also ihren Selbstwert zu spüren, indem sie auf Feedback aus dem Außen warten, um sich innerlich besser und mindestens gleichwertig (am liebsten aber besser als andere) zu fühlen. Das ist natürlich ein unheimlich anstrengender Kampf, denn sobald die Rückmeldung von außen fehlt, fällt das ganze instabile Kartenhaus zusammen. Das ist das gleiche was passiert, wenn du emotional von ihm und seiner Aufmerksamkeit abhängig bist - was so unglaublich schnell passieren kann, wenn du nicht achtsam bist. Damit schwindet auch dein Selbstbewusstsein - und das ist niemals lohnenswert.

Warum echtes Selbstbewusstsein so wichtig ist

Echtes Selbstbewusstsein ist im Gegensatz zu künstlichem also etwas sehr Stabiles, was man sich jedoch selbst erarbeiten muss. Es ist etwas, das von innen heraus geschaffen werden muss und auch nur dort seine Wurzeln hat.

Wer bin ich?

Was will ich?

Was will ich nicht?

Welches Umfeld fühlt sich passend an, um mehr das zu sein, was ich wirklich bin und auch sein will?

Kenne deine Werte.

Lebe nach deinen Werten.

Sag Nein zu allem und jedem, der nicht dazu passt.

Sag Ja zu allem, zu dem du Ja sagen willst, ohne zu viel Wert auf die Meinung anderer zu legen.

Stehe für dich selbst und deine Werte ein: Sei dir selbst treu.

Und dann bedeutet es: Die Angst vor Ablehnung loszulassen (also im ersten Schritt zu akzeptieren). Warum? Dies ist eine große Angst in uns Menschen, denn wir wollen alle zu einer Gemeinschaft dazugehören, das ist unser Urinstinkt, unsere automatisierte Überlebensstrategie. Du kannst dich nicht dagegen wehren, aber du kannst sie annehmen, dich aus ihren Fängen befreien und dein Handeln bewusst nach deinen tatsächlichen Zielen und Wünschen ausrichten. Es ist wichtig zu erkennen, dass es uns, wenn wir wirklich uns selbst und unserem wahren Kern treu sind, leichter fällt, die Gemeinschaft, die wirklich zu uns passt, bewusst auszuwählen, sprich Platz in unserem Leben dafür zu machen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Alles steht und fällt mit dem Bewusstsein. Dann können wir uns mutig auf den Weg machen und uns genau in das Umfeld begeben, in das wir gehören - mit Leib und Seele und alles (uns selbst zu Liebe) ablehnen, das nicht zu dieser Energie passt (dies kann ggf. bedeuten, dass du lediglich das Verhalten einer Person und nicht die Person als solche ablehnst).

Es führt kein Weg daran vorbei: "Selbstbewusst sein" bedeutet, damit aufzuhören, darauf zu schauen, was andere von dir denken und erwarten. Also auch, was ER von dir denkt oder erwartet.

Warum der Abschweif mit dem Umfeld? Weil es unabdingbar ist, einen stabilen Pfeiler, der dein Umfeld ist, zu haben, um auch ihm (einem anderen Pfeiler) auf Augenhöhe und selbstbewusst souverän gegenüberzutreten. Denn wenn andere Pfeiler instabil sind, ist die Chance sehr groß, dass du Halt in ihm und eurer Verbindung suchst und dein Handeln aus Unsicherheit und Angst heraus resultiert. Dann haben wir den Salat mit der Anhaftung, der Abhängigkeit von ihm und dem fehlenden Selbstbewusstsein von dir.

Das größte Hindernis des selbstbewussten Handelns ist die Angst, abgewiesen zu werden und alleine zurückzubleiben.

Löse dich von dieser Angst und du bist frei.

Zusammenfassung: Selbstbewusstsein muss von innen heraus entstehen, wenn es echt sein soll. Es entsteht, indem man sich mit sich selbst beschäftigt, und zwar ausgiebig! Das kostet Zeit, Mühe, Mut und Disziplin. Es bedeutet, sich selbst kennenzulernen, seine Werte bewusst zu wählen und nach diesen zu leben. Es bedeutet, für sich einzustehen, aber auch genügend Empathie für den anderen zu entwickeln. Es bedeutet, sein Leben aktiv zu gestalten und seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Es bedeutet, diesen individuellen Weg mutig zu gehen, ohne sich von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen. Es bedeutet aber auch, sich dem Schmerz zu öffnen, der sich da zeigt. Genauer hinzusehen und richtig reinzufühlen. Mal innezuhalten und sich eine Auszeit zu gönnen - notfalls von allem und jedem. Ein Mensch, der selbstbewusst ist, der kennt sich, seine Werte und Überzeugungen, aber auch seine Schwächen und Schattenseiten, und er akzeptiert sich GANZ. Er ist jedoch auch mutig genug, seine Werte regelmäßig neu anzuschauen und ggf. anzupassen, denn er ist selbstreflektiert und bereit für Weiterentwicklung, er lässt sich dabei jedoch nicht durch andere Menschen negativ beeinflussen und lässt seine Werte nicht IHRETWEGEN einfach links liegen. Er (der selbstbewusste Mensch) steht zu sich selbst, zu seinem alten und seinem neuen Ich und schaut in jeder Phase genauer hin:

Bin ich selbst noch mit mir im Reinen?

Ja? Prima!

Nein? Was kann ich tun?

Künstlich erschaffenes Selbstbewusstsein hingegen ist nach außen gerichtet und geht nicht in die Tiefe. Es ist nur dafür da, andere zu beeindrucken bzw. etwas in ihnen zu bewirken. Es ist laut und manipulativ - denn der Mensch dahinter möchte etwas bekommen, er hat dies künstlich erschaffen, um im Gegenzug aus der Außenwelt Anerkennung, Ansehen, Zuneigung oder Liebe zu bekommen. Es ist also Schein-Selbstbewusstsein und hat rein gar nichts mit echtem Selbstbewusstsein zu tun, das von innen heraus kommt, nämlich sich selbst zu liebe.

Es geht also bei echtem Selbstbewusstsein und auch Selbstwertgefühl immer ums Geben und nicht ums Bekommen. Was kann ich mir selbst geben, das mir gut tut? Was kann ich anderen geben, was ihnen gut tut? Nur ein wahrhaftig selbstbewusster Mensch, der seinen eigenen Wert kennt, handelt nicht aus Egoismus, sondern aus Liebe heraus, immer FÜR anstatt gegen etwas. FÜR sich selbst, FÜR den anderen, OHNE etwas im Gegenzug von dem anderen dafür bekommen zu müssen.

Wenn wir also auch nochmal die Heilungsprozess-Texte der letzten Monate mit einbeziehen wollen: Auch die Erfolgserlebnisse, die du dir schaffst, um dich wieder frei zu fühlen, sind ein Akt aus Selbstliebe - FÜR dein Wohlbefinden und nicht gegen ihn. Ich hoffe, dass dir all diese Texte dabei helfen, zu echter innerer Stabilität zu kommen - immer und immer wieder - denn dann steht einem erfüllten Leben und einer Partnerschaft auf Augenhöhe (wenn du das dann überhaupt noch willst, denn bedenke: dein Leben ist auch ohne Partnerschaft wertvoll, es ist dein Leben, lass dir nichts von niemandem einreden! Denn einmal innerlich frei, wirst du sehr bewusst entscheiden, wer Teil deines Lebens sein darf und wer nicht) nichts mehr im Wege.

Deine psychologische Beraterin

Nadine Drexler


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