Nadine Drexler

29. März 2023

Wie du in der Kennenlernphase entspannt bleibst

Aktualisiert: 17. Juni 2023

... bei einem Mann, der dich immer wieder ungeduldig werden lässt

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Es gibt diese Männer, die einen im Laufe der Kennenlernphase urplötzlich zur Weißglut bringen können. Vielleicht lösen sie in dir starke Impulsreaktionen, nagende Ungeduld und zeitweise sogar arge Selbstzweifel aus. Vielleicht fühlst du dich deswegen beschämt oder bist sogar wütend auf dich selbst (oder ihn): Wie kann es sein, dass ich sonst so selbstsichere, tolle Frau hier so einknicke und mich so dämlich verhalte? Mich so unsicher fühle? Aus dem Nichts? Was stimmt denn mit mir nicht? Weil du dir genau das nicht erklären kannst, liegt im ersten Moment die Vermutung nahe, dass er das Problem sein muss, denn schließlich bist du bei anderen Männern ja auch völlig entspannt. Freundinnen oder andere Ratgeber/innen bestätigen dir diese Vermutung dann noch und der perfekte Stempel wird angefertigt: Er ist entweder ein egoistisches Arschloch, ein Narzisst oder einfach toxisch. Doch damit schaust du in die komplett falsche Richtung, denn das ist gar nicht das Problem an der ganzen Situation, auch, wenn es oberflächlich betrachtet den Anschein macht und viele in ihm den Täter sehen wollen (deswegen sei es allen Ratgeber/innen verziehen, sie meinen es ja auch nur gut). Doch besser ist, du verstehst dieses ganze Konstrukt in der Tiefe und machst dir klar, dass es eine viel wirksamere Vorgehensweise gibt, um im Umgang mit ihm entspannt zu bleiben (und ja, das bedeutet, dass ihr weiterhin im Kontakt bleiben und euch beide als Bereicherung erfahren könnt). So viel vorweg: Du musst den Mann, den du so gerne hast und der dich wie magisch anzuziehen scheint, nicht aus deinem Leben streichen. Du musst das Kennenlernen nicht beenden, weil du dich emotional total durcheinander und zeitweise vielleicht auch überfordert fühlst. Wieso etwas beenden, was eigentlich schön ist? Es geht hier heute um dich und DEINE Vorgehensweise, um dich immer wieder zurück in deine Mitte zu holen und langfristig auch dort zu bleiben, egal wie arg er dich vom Hocker haut. Es wird dein Dating-Leben mit begehrten Männern radikal verändern - zum Guten natürlich. Bist du bereit? Ich freu mich, dass du hier bist!

Einleitende Gedanken

Wenn ich keine Nachricht oder Rückmeldung von ihm erhalte, staut sich Energie in meiner Brust an, mit jedem Tag mehr. Sobald jedoch eine Nachricht eintrifft, löst sich diese unter Druck stehende Blase auf und alles wird wieder ruhig und friedlich - ich widme mich ganz automatisch anderen Dingen. Bedeutet: Mein Zwangs-Fokus auf ihn löst sich wie automatisch auf und erlöst mich in die Freiheit.

Es stellt sich also die Frage: Wenn er in dem Moment die Macht besitzt, mich in die Freiheit zu entlassen, wie kann ich mir diese Macht zurückholen?

Entspanntheit durch Unabhängigkeit

Es ist interessant zu beobachten, dass diese "Entlassung in die Freiheit" auch geschieht, wenn ich einen neuen Mann kennenlerne, der mir wirklich gefällt (der "gleichwertig" mit Mann A ist) und ich mit ihm vertraut werde. Das bedeutet, dass "Optionen haben" diese Energie-Blase entlädt. Je mehr Optionen ich habe, desto weniger Energie staut sich in mir an, die mich zu impulsartigem und undienlichen Handeln zwingt.

Schlussfolgend muss ich mir selbst also die Frage stellen, warum ich die Optionen aufgebe, sobald mir ein Mann gefällt. Warum ich mich für ihn emotional reserviere, obwohl er dies noch gar nicht tut? Weil ich in der Illusion von der Zukunft lebe, die jedoch noch gar nicht eingetroffen ist. Weil ich Erwartungen an ihn habe, die er jedoch gar nicht erfüllt (was auch nicht seine Aufgabe ist). Es ist meine Verantwortung, wie ich mein Leben gestalte - und ich muss meine Entscheidungen den aktuellen wahrhaftigen Gegebenheiten anpassen - dafür muss ich ehrlich zu mir selbst sein und die Situation als das sehen, was sie gerade ist und nicht in der Illusion und dem möglichen Potenzial leben, welches diese Verbindung mit sich bringt. Potenzial zu haben bedeutet nicht, dass dieses ausgeschöpft wird. Ich muss erkennen, dass das absolut nicht an mir alleine liegt, ich kann aber meinen Teil dazu beitragen. Und dazu gehört, Raum zu schaffen, damit er in seine männliche Energie gehen kann UND damit Gefühle reifen und wachsen können. "Raum schaffen" heißt jedoch nicht, dass ich warten muss. Wenn ich Optionen habe, dann kann ich diese Erfahrung mit verschiedenen Männern machen. Ich muss mir das nicht verwehren. So macht mein Single-Leben wieder Spaß und ich nehme auch meine eigene Situation vollumfänglich an und sehe das Single-Dasein nicht mehr als quälenden Warte-Zustand auf das große Glück, sondern sehe die positiven Seiten daran (und schöpfe sie aus!). Diese Entscheidung liegt komplett bei mir - kein Mann kann mir das abnehmen. Außerdem möchte ich diese Macht auch gar nicht abgeben.

Wichtiges Zwischenfazit für diese Gedanken

Die Lösung liegt nicht darin, den Mann, der mir gefällt, aus meinem Leben zu verbannen und mich auf einen einzulassen, den ich mir schönreden muss. Die Lösung liegt BEI MIR. Wenn ich wütend bin, weil der Mann, den ich mag, sich nicht so verhält, wie ich es in dem Moment will, bin ich eigentlich wütend auf mich, dass ich zugelassen habe, dass er eine Priorität in meinem Leben geworden ist, die ihm (noch) gar nicht zugestanden hat. Warum? Weil er sie sich nicht erkämpft hat. Er hat mir nicht bewiesen, dass ihm diese Stellung zusteht. Weil ich ihm diesen Platz jedoch gegeben habe, entsteht meine Erwartung, dass er sich auch dementsprechend verhalten soll - doch den Schuh muss ich mir an dieser Stelle selbst anziehen: ICH habe diese Entscheidung getroffen und nicht er. Warum habe ich das getan? Weil er mir eben so gut gefällt (und das selten passiert). Aber ist das seine Schuld? Sein Problem? Nein. Bringt es also was, meine Wut an ihm auszulassen? Nein. Ich verliere dadurch nicht nur sein Interesse an mir, sondern auch meine spielerische Leichtigkeit und mein Selbstbewusstsein - also alles, was MIR Spaß macht in der Kennenlernphase mit einem großartigen Mann und was mich königlich fühlen lässt. Warum sollte ich bewusst diese spannende Phase einfach aufgeben, die Phase, die so viel Spaß machen kann, wenn ich sie fließen lasse, mit allen Nähe- und Distanzphasen gleichermaßen? Es ist genau die Phase, die so viel Raum bietet für Leidenschaft und Lebendigkeit. Warum sollte ich das alles aufgeben, nur, weil ich ungeduldig werde? Eigentlich nur, weil der innere Druck zu groß wird. Aber ich erinnere mich: Diese mit Energie angestaute Blase kann ich selbst entladen, indem ich für ein Umfeld sorge, in dem ich meine lebendige Weiblichkeit ausleben kann. Ich muss mich nicht an ihm festklammern, stets in der Hoffnung, dass er meine Energie-Blase endlich wieder entlädt.

Lebendige Weiblichkeit ausleben

Ja, ich bin eine Frau und ich genieße es, von Männern begehrt zu werden, dieses Begehrt-Werden gibt mir die Leichtigkeit, Souveränität und das Selbstbewusstsein im Umgang mit einem Mann, der mir gefällt. Es ist Teil meiner Weiblichkeit und ich muss diesen Teil weder leugnen noch mich dafür schämen. Es ist nur wichtig, dass ich erkenne, dass ich mich nicht von einem einzigen Mann abhängig machen muss, um diesen Teil auszuleben. Ich kann mein Leben so gestalten, dass ich mich gut fühle - dafür brauche ich nicht einen einzigen Mann, sondern kann als Single-Frau die Aufmerksamkeit von überall her genießen. Ich muss sie nicht erzwingen, aber ich muss sie mir auch nicht verwehren, weil ich glaube, mich reservieren zu müssen. Ich muss gar nichts! Ich reserviere mich höchstens, wenn ein Mann konstante und stabile Bemühungen um mich hegt und einige Male einen ernsthaften Beziehungswunsch geäußert hat, ich weiß aber auch, dass mein eigenes Verhalten dies blockieren kann - denn es ist immer ein Wechselspiel aus uns beiden. Wir tragen beide unseren Teil dazu bei. Und ich weiß außerdem, dass diese konstanten Bemühungen erst im Laufe der Zeit entstehen können. Ernsthaftigkeit braucht den Faktor ZEIT. Immer. Ich kann mich also die ersten Monate zurücklehnen, hier geht es noch längst nicht um ernsthafte Absichten, sondern um unverbindliches Kennenlernen und Sich-Näherkommen, step by step und mit Nähe- und Distanzphasen inklusive. Und das ist gut so! Keiner will die Katze im Sack kaufen, wenn es um Langfristigkeit geht - wir sind ja keine 20 mehr.

Optionen machen frei und leicht

Löst dieser Gedanke Schuldgefühle aus, darf ich sie loslassen.

Königliches Optionen-Haben

Königliches Optionen-Haben ist ein Unterschied zu verzweifeltem Optionen-Haben und es ist unheimlich wichtig, mir das vor Augen zu führen. Ich schaffe mir Raum für Optionen, weil ich es mir wert bin, mein Leben als Frau zu genießen und nicht, weil ich glaube, sonst emotional nicht überleben zu können. Das kann ich ganz gewiss, doch warum soll ich es mir unnötig schwer machen, wenn es auch einen spielerischen, einfacheren Weg gibt? Vor allem jetzt, wo ich den Weg kenne? Um gesellschaftlichen Normen zu entsprechen? Um mich vor Familie und Freunden rechtfertigen zu können? Oder vor mir selbst? Doch wieso gehe ich den Weg nicht einfach für mich, ohne ihn der ganzen Welt kundzutun? Was geht es andere an, was ich tue? Vor allem dann, wenn sie es sowieso nicht verstehen (wollen)? Ist es denn wichtig, dass sie es verstehen? Reicht es nicht, wenn ich mir selbst damit gut tue? Ich darf liebevoll egoistisch sein, ich muss es mir nur erlauben. Und ich erinnere mich daran: Es ist genau diese Entspanntheit, resultierend aus dem "Liebevoll-Egoistisch-Sein", was die Sorte Mann, die ich so reizvoll finde, von mir als Frau "braucht", um den freiwilligen und tiefen Wunsch zu verspüren, mehr in mich zu investieren. Es ist eine Win-Win-Situation! Wie viel besser könnte es sein? Und ich muss ihm all das nicht sagen oder unter die Nase reiben (oder gar rechtfertigen! Das hätte dann nichts mehr mit liebevoll egoistisch zu tun. Außerdem sind wir in keinerlei Beziehung, ich bin niemandem etwas schuldig), sondern darf mich einfach nur für mich selbst so verhalten. Damit gebe ich ihm so viel - ich gebe ihm, wonach er sich sehnt, während ich für mich entspannt bleibe und alle Facetten meines Lebens und Single-Daseins genieße (anstatt es zu verfluchen). Doch wenn ich es totquatsche, verpufft diese ganze Magie, die zwischen Mann und Frau herrschen kann. Auch damit beschneide ich uns in unserem bereichernden und spannenden Mann-Frau-Tanz. Warum sollte ich das tun? Einzig und allein aus Unsicherheit oder weil ich glaube, das nicht tun zu dürfen. Doch:

Egal wie gern ich jemanden mag, ich darf immer meine kleinen Geheimnisse haben. Ich darf mir einen Raum in meinem Inneren wahren, zu dem nur ich selbst Zutritt habe.

Fazit

Entspanntheit entsteht, wenn du unabhängig bist. Unabhängigkeit erschaffst du dir nicht durch ihn, sondern durch dich. Warum? Weil du dich und DEINE eigenen Entscheidungen brauchst, du bist also gewissermaßen abhängig von dir und von deinen Entscheidungen - die Entscheidung, dir Optionen zu gewähren, dich zu öffnen für Optionen, statt dich zu reservieren und zu warten und zu hoffen wie eine Bettlerin.

Entspanntheit entsteht, wenn du erkennst, dass du tatsächlich von etwas abhängig bist - und zwar von DIR.

und

Entspanntheit entsteht, wenn du dir beim Dating Optionen gewährst - wenn du verschiedene Menschen datest und offen bleibst für das, was kommt.

Es muss ja schließlich einen Unterschied geben zwischen "Dating" bzw. "Kennenlernphase" und "eine Partnerschaft mit dir haben". Wenn du ihm schon den wertvollen Platz an deiner Seite reservierst, ohne, dass er sich darum bemühen musste, wird er sich innerlich fragen, ob du keine Ansprüche an einen Mann hast? Er wird dann das beklemmende Gefühl nicht los, das hier "etwas faul ist" - kannst du dir in etwa vorstellen wie bei einem Straßenverkäufer, der dir unbedingt ein Produkt aufschwätzen will und sich in dir ein ungutes Gefühl breit macht. Du darfst dich also auch selbst fragen: Reicht es dir etwa schon, dass du dich eine kurze Zeit lang gut gefühlt hast mit ihm? Ist das genug, um eine Partnerschaft mit dir führen zu dürfen? Führe dir bitte vor Augen, was für eine großartige Frau du bist und wie unglaublich einzigartig dieser Platz an deiner Seite ist - diesen Platz gibt es kein zweites Mal. Gib diesen Platz nicht einfach so her.

Wie erging es dir bei heutigem Text? Konntest du dich mit diesen Gedanken identifizieren? Was für Gedanken und Gefühle kamen beim Lesen in dir hoch? Ist es für dich nachvollziehbar, was liebevoll egoistisches Verhalten im Umgang mit einem Mann bedeutet? Und was Optionen gewähren beim Dating bedeutet? Ist es nachvollziehbar für dich, dass du ihm damit unheimlich viel gibst und zwar das, wonach er sich im Inneren sehnt? Erkennst du, dass das der eigentlich liebevolle Akt ihm gegenüber ist? Weil er weniger von dir braucht anstatt mehr? Setzt du das bereits in deinem Leben um oder fällt dir der Gedanke daran (noch) schwer? Was für Glaubenssätze tauchen in dir auf? Gibt es Hindernisse und "Abers"? Teile sie gerne ganz offen in den Kommentaren und wir versuchen, sie aufzulösen, wenn du magst.

Lass mich abschließend noch etwas zu dieser ganzen Thematik sagen:

Tiefe Gefühle entwickeln sich bei einem selbstsicheren Mann anders als bei einer selbstsicheren Frau. Wir Frauen sehnen uns nach Zuneigung, Begehrtwerden und Aufmerksamkeit. Eine Frau bekommt das jedoch nicht, indem sie ihm das gibt, was sie eigentlich selbst gerne von ihm haben möchte. Das ist wohl einer der größten Irrtümer, auf dem aufbauend die meisten Verbindungen zerbrechen. Ein Mann sehnt sich nach dem Reiz, investieren zu dürfen (müssen), nach Anerkennung der Frau für das, was er leistet oder geleistet hat, danach, dass sie sich ihm erst dann emotional zuwendet, wenn er dafür etwas getan hat und das alles nicht deswegen, weil sie es erwartet, sondern weil er es will. Die Frau ist der Preis, den es zu gewinnen gilt, nicht andersrum. Sobald du das aus den Augen und dich in Emotionalität und Illusionen verlierst, hol dich (pragmatisch) in deine stabile Mitte zurück. Mache dir auch bewusst, dass es DEINE Ansprüche sind, die er erfüllen muss, damit du dich ihm emotional zuwendest. Wenn dein einziger Anspruch ist, dass er dir eine dahingefurzte Nachricht schreibt, dann frage dich, ob der Anspruch deiner Königlichkeit gerecht wird. Ein bei Frauen beliebter Mann wird sich wundern, dass du so niedrige Ansprüche hast und das Interesse an dir automatisch verlieren, ohne, dass er etwas daran ändern könnte, einfach weil er seinen Wert kennt und innerlich spürt, dass du ihm damit unterlegen bist. Er will jedoch eine Frau auf Augenhöhe, eine Frau, die ihn immer und immer wieder auf's Neue reizt. Die Basis ist also, dass du deinen Wert und deine Königlichkeit kennst und deine Ansprüche sowie dein Handeln ihm gegenüber danach ausrichtest. Erst NACH dieser Phase entstehen tiefe Verbindungen zwischen zwei selbstsicheren, begehrten Menschen - erst DANACH also festigen sich seine Gefühle für dich. Sobald seine Gefühle gefestigt sind, spürst du die Stabilität in eurer Verbindung, die konstant VON IHM AUSGEHT - diese Stabilität ist so schnell von nichts und niemandem zu erschüttern. Hier entsteht WAHRE Stabilität in der Tiefe, die auf starken Pfeilern steht. Der Weg lohnt sich also, auch, wenn er anfänglich zeitweise etwas moderig aussieht. Lass dich nicht beirren, Königin!

Deine psychologische Beraterin

Nadine Drexler


Beratung in Mann-Frau-Beziehungen:

Nadine Drexler

Bildungswissenschaftlerin & Psychologische Beraterin

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